Baustelle Brennerautobahn




Die Luegbrücke am Brenner ist ab 2025 voraussichtlich nur mehr einspurig befahrbar





von Florian König, maut1.de - 20. März 2024

Aktuellen Planungen zufolge soll die bereits 55 Jahre alte und stark sanierungsbedürftige Luegbrücke bei Gries auf der Brennerautobahn ab 2025 nur mehr einspurig befahrbar sein. Grund sind die nötigen Sanierungsarbeiten und der schlechte Zustand der Brücke, die eigentlich bereits durch einen größeren Neubau (geplant war eine Bauzeit von 2024 bis 2030) ersetzt werden sollte. 

Diese Planungen sind jedoch wegen Klage der Anrainergemeinde Gries auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Während der Bauarbeiten zur weiteren Sanierung soll es zur Vermeidung massiver Staus während besonders verkehrsintensiver Tage zu bestimmten Zeiten zudem ganztägige Lkw-Fahrverbote geben.

Geschichte der Luegbrücke

Die Luegbrücke steht im Wipptal in einer Höhe von ca. 1300 m und ist mit 1804 m die längste Brücke der österreichischen Brenner Autobahn A 13. Benannt wurde sie nach dem nahen Ort Lueg im Tal unterhalb der Brücke und in den Jahren 1966 bis 1968 im Auftrag der Brenner Autobahn AG (heute ASFINAG) erbaut. 

Im Jahr 2002 wurde die Brücke schon einmal aufwendig saniert, von 2012 bis 2014 wurden die Koppelfugen zwischen den Betonelementen saniert sowie die Brückenlager ausgetauscht. Im Jahr 2019 gab es auf Grund des fortgeschrittenen Alters der Brücke und des starken Sanierungsbedarfs bereits Planungen für einen kompletten Ersatzbau.

Überprüfung des Zustands der Luegbrücke von 3. bis ca. 30. April 2024

Ab 3. April bis voraussichtlich 30. April 2024 wird für die nötige Überprüfungen des aktuellen Zustands der Luegbrücke auf der Brennerautobahn A13 jeweils eine Fahrtrichtung für den Verkehr nur einspurig befahrbar sein. 

Im Rahmen dieser Prüfung von unabhängigen Brückenbauexperten werden sämtliche Brückenteile nochmals im Einzelnen begutachtet und der Zustand im Detail analysiert. Die Ergebnisse dieser Prüfung werden in die Ausarbeitung der nun nötigen Sanierungsmaßnamen und für die gegebenenfalls nötige Einschränkung der künftigen Befahrbarkeit der Brücke für den rollenden Verkehr einfließen. 

Für die Reiseplanung wichtig: Vom 3. bis ca. 12. April 2024 wird nur eine Fahrspur in Fahrtrichtung Brenner und vom 10. bis ca. 30. April 2024 nur eine Fahrspur in Richtung Innsbruck für den Verkehr zu Verfügung stehen. Mit zähflüssigem Verkehr oder zeitweisen Staus auf der Brennerautobahn mit weiteren Rückstaus ist wohl zu rechnen.

Sicherheit durch künftige Einspurigkeit

Aufgrund des fortgeschrittenen Alters und des bereits bekannten schlechten Zustands der Luegbrücke geht die ASFINAG bereits derzeit davon aus, dass eine Reduzierung der Gewichtsbelastung der Brücke durch den Transitverkehr unabdingbar ist und wird bereits ab 2025 den Verkehr nur mehr einspurig in beide Fahrtrichtungen führen. 

Um aber dem erhöhtem Verkehrsaufkommen gerade zu den Hauptreisezeiten Rechnung zu tragen sollen an ausgewählten Tagen statt der für die Sicherheit notwendigen Einspurigkeit pro Richtung doch zwei Fahrspuren je Richtung für Motorräder, PKW und Wohnmobile zur Verfügung stehen. Basis dieser Planung werden die Ergebnisse bereits durchgeführter Verkehrsuntersuchungen auf der Brennerautobahn sein. 

Die künftige einspurige Nutzung der Luegbrücke sei aber eine Frage der Sicherheit ohne Kompromisse. Es werde intensiv an Lösungen gearbeitet, um drohende Verkehrsinfarkte zu verhindern, so die ASFINAG.

Arbeitsgruppe erstellt Planungen für Verkehrsfluss: Fahrverbote für LKW

Eine Arbeitsgruppe aus Experten aller beteiligten Institutionen, u.a. des Landes Tirol und des Klimaschutzministeriums, arbeite an den Details zur Steuerung des zu erwartenden Verkehrsaufkommen und wird diese im Verlauf des Jahres 2024 präsentieren. 

Zu diesen Maßnahmen werden vermutlich auch Fahrverbote für LKW zählen. Das Ziel soll aber sein, einen Fahrverbotskalender für jeweils ein Jahr im Voraus zu erstellen, um damit eine hohe Planungssicherheit für die betroffenen Transport- und Wirtschaftsunternehmen gewährleistet sei.

Europaweite Kampagne zur Information

Um alle Transitreisenden in ganz Europa – u.a. LKW-Fahrer und Urlauber – über die künftige Situation auf der Brennerautobahn bereits im Vorfeld umfassend zu informieren und Möglichkeiten zur Planung zu geben, werden die geplanten Maßnahmen im Rahmen einer europaweiten Kampagne zeitnah mitgeteilt werden.

Vorerst kein Neubau der Luegebrücke

Der Baustart für einen Neubau der Luegbrücke wäre eigentlich für 2024 geplant gewesen und hätte bis 2030 abgeschlossen sein sollen, wurde allerdings auf Grund von Klagen auf unbestimmte Zeit verschoben. Denn, von der Bevölkerung im Wipptal, durch das die Brücke führt, sowie dem Land Tirol wird eine Tunnellösung favorisiert.

Vorbereitungen für die Generalsanierung der Luegbrücke bereits seit 2023

Bereits Anfang des Jahres 2023 wurde mit den Vorarbeiten zur Sicherung der anstehenden Sanierungsarbeiten begonnen. Hierzu soll bis Sommer 2024 ein für die notwendiger Betriebsweg mit umfassendem Steinschlagschutz am Fuße der Brücke errichtet sein. 

Da unterhalb der Luegbrücke zum größten Teil Sperrgebiet wegen Steinschlags vom bis zu 50 Grad steilen Hanges für Bauarbeiten herrscht sind im Vorfeld umfangreiche Steinschlagschutzmaßnahmen erforderlich. Diese beinhalten u.a. die Einbringung eines rund 1.000 Meter langen und bis zu acht Meter hohen Steinschlagschutzzaunes direkt an der Böschung, die Installation eines rund 2.000 Meter langen Abrollschutzzauns sowie die Verbauung von rund 5.000 Quadratmeter Felsvernetzung.

Auswirkungen der im Raum stehenden Maßnahmen auf den Warentransport

Durch die geplanten Sanierungsmaßnahmen an der wichtigen Transitroute Brennerautobahn erwartet die internationale Transportbranche erhebliche Beeinträchtigungen wie Staus, verspätete Lieferungen oder gar Fahrverbote, was den Druck auf die Logistik weiter erhöht. 

Um eine Balance zwischen Instandsetzungsarbeiten, Umweltschutzanliegen und Wirtschaftsverkehr zu finden müssten mit der Koordination mit allen Betroffenen und einer proaktiven Planung rechtzeitig Lösungen gefunden werden, um das Verkehrsaufkommen intelligent umzuverteilen sowie gravierende Folgen für den internationalen Transport zu verhindern. 

Mögliche Lösung könnte eine vorübergehende Aufhebung der Fahrverbote in Tirol sein, um so alternative Routen für die Dauer der Sanierungsarbeiten nutzbar zu machen. Dies würde zudem für eine gleichmäßigere Verteilung des Verkehrs sowie eine Entlastung der Luegbrücke vom Schwerlastverkehr sorgen.

Alternativen zum Brennerpass und Staus während der Baustellen ab 2025

Nach Osttirol, in die Dolomiten, an die Adria: Durch den Felbertauerntunnel 

Der 5313 Meter lange, mautpflichtige Felbertauerntunnel an der Felbertauern Straße (B 108) verbindet Osttirol (Tirol) Wintersicher mit dem Pinzgau (Salzburg) und führt durch die Hohen Tauern. 

Nach Kärnten, Kroatien & Slowenien: Über die Großglockner-Hochalpenstraße 

Die Großglockner Hochalpenstraße ist eine Mautpflichtige Höhenstraße und zwischen den Mautstellen Ferleiten und Heiligenblut im Winter unbefahrbar. Schneehöhen von mehr als zehn Meter im Winter sind keine Seltenheit. Die Wintersperre läuft je nach den Wetterverhältnissen von etwa Ende Oktober bis Anfang Mai, dazu besteht eine nächtliche Sperre für den Verkehr. 

Durch das Ötztal nach Südtirol: Über das Timmelsjoch 

Das Timmelsjoch ist ein Grenzpass zwischen Österreich und Italien und liegt auf einer Höhe von 2474 m. Die Öffnungszeiten der mautpflichtigen Straße sind in der Regel von Mitte Juni bis Mitte Oktober oder Anfang November von 7 bis 20 Uhr.

Durch das Pitztal nach Südtirol: Über den Reschenpass nach Südtirol 

Der Reschenpass ist ein Gebirgspass in den Alpen, westlich des Brennerpasses und östlich des Berninapasses und wird von einer zweispurigen Straße überquert, der B180 auf Nordtiroler und der SS 40 auf Südtiroler Seite. Für den Kraftverkehr ist der Pass eher von regionaler Bedeutung. 

Alternative zum Reschenpass: Über den Berninapass zum Comer See und Iseosee 

Der Berninapass ist ein Alpenpass im Schweizer Kanton Graubünden, der auf einer Höhe von 2235 m das Engadin im Norden mit dem Puschlav und dem italienischen Veltlin im Süden verbindet. Der Scheitel der Passstrasse liegt etwas weiter östlich auf 2328 m. 

Nach Italien und Südfrankreich, Comer See & Lago Maggiore: Über den Maloja-Pass 

Der Malojapass ist ein 1812 m hoch gelegener Schweizer Alpenpass, der innerhalb des Kantons Graubünden das Bergell mit dem Engadin verbindet und die Albula- von den Bernina-Alpen trennt. 

Nach Ligurien, Südfrankreich, an die Côte d’Azur: Über den San Bernardino Pass 

Der San-Bernardino-Pass ist ein Gebirgspass im schweizerischen Kanton Graubünden mit einer Scheitelhöhe von 2066 m und verbindet die Täler Rheinwald auf der nördlichen und Misox auf der südlichen Seite.

Fazit

Zum derzeitigen Zeitpunkt ist leider unklar, wie die langfristige Zukunft für die Luegbrücke auf der Brennerautobahn A13 aussieht. Kurzfristig ist eine Sanierung der über 55 Jahre alten Brücke für eine weitere sichere Nutzung in den nächsten Jahren dringend erforderlich. Sowohl verschiedene langfristige Varianten (Neubau oder Tunnel) als auch die anstehende, dringend notwendige Sanierung sind Gegenstand von politischen und rechtlichen Streitereien zwischen verschiedenen Beteiligten. 

Wir können nur empfehlen, sich vor Reisen in den Süden über tagesaktuelle Einschränkungen sowie Baustellen zu erkundigen und sich gegebenenfalls für die möglichen Alternativrouten zu entscheiden. 

Um wenigstens in Italien Reisezeit zu sparen und Komfort an den Mautstationen auf den italienischen Autobahnen zu haben, empfehlen wir unsere maut1.de Mautbox für Motorräder, PKW und Wohnmobile. Einfach an die Windschutzscheibe montieren und auf extra Fahrspuren ohne Anhalten die Mautstationen passieren. 

Auf alle Fälle wünschen wir von maut1.de allzeit eine Unfallfreie und sichere Fahrt!

Bildnachweise : Headerbild : @ Andy Ilmberger / adobe.stock.com & Bild Luegbrücke @ AVR SCR / adobe.stock.com  & Bild Brennerautobahn @ AVR SCR / adobe.stock.com & Bild Telepass @ Telepass
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